Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften

Goethe, die Farben und das Licht

J.W. Goethe

„Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein... Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zu gute, und ich habe das Bewußtsein der Superiorität über viele...“

— J.W. Goethe, um 1815

Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnten wir das Licht erblicken? Lebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt' uns Göttliches entzücken?

Vorwort zur Farbenlehre, 1808-1810

… Licht verschiedener Farben löst in Stoffen unterschiedliche (chemische) Reaktionen aus …

(sinngemäß) Chemische Gegensätze, Farbenlehre

„Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hülfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seinesgleichen werde; und so bildet sich das Auge am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete. Hierbei erinnern wir uns der alten ionischen Schule, welche mit so großer Bedeutsamkeit immer wiederholte: nur von Gleichem werde Gleiches erkannt, wie auch der Worte eines alten Mystikers, die wir in deutschen Reimen folgendermaßen ausdrücken möchten:

Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnten wir das Licht erblicken? Lebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt' uns Göttliches entzücken?

Jene unmittelbare Verwandtschaft des Lichtes und des Auges wird niemand leugnen, aber sich beide zugleich als eins und dasselbe zu denken, hat mehr Schwierigkeit. Indessen wird es faßlicher, wenn man behauptet, im Auge wohne ein ruhendes Licht, das bei der mindesten Veranlassung von innen oder von außen erregt werde. Wir können in der Finsternis durch Forderungen der Einbildungskraft uns die hellsten Bilder hervorrufen. Im Traume erscheinen uns die Gegenstände wie am vollen Tage.“

Vorwort, Farbenlehre, 1808-1810

Goethes Polemik gegen Newton

„… Vor mehreren Jahren schon schalt er auf dem Pädagogium zu Halle ein verständiges Kind inmeiner Gegenwart recht tüchtig aus, das auf der Scheibe des Schwungrades Grau sah, wo er wollte Weiß gesehen haben. Er ist recht dazu gemacht, den Newtonschen Unsinn aber und abermals zuwiederholen …“

— Goethe an C.F.v.Reinhard, 1818

WEISSMACHER

„Newtons Weiß den Kindern vorzuzeigen, Die pädagogischem Ernst so gern sich neigen, Trat einst ein Lehrer auf, mit Schwungrads Possen, Auf selbem war ein Farbenkreis geschlossen. Da dorlte man nun. „Betracht‘ es mir genau! Was siehst du, Knabe?“ „Nun, was seh‘ ich? Grau! „Du siehst nicht recht! Glaubst du, daß ich das leide? Weiß, dummer Junge, Weiß! So sagt‘s Mollweide!“

— Aus Goethes Nachlaß

Mollweide war ein Lehrer und Anhänger von Newtons Ansicht über Licht

Welch ein erhabener Gedanke! Uns lehrt der unsterbliche Meister künstlich zu spalten den Strahl, den wir nur einfach gekannt. Das ist ein pfäffischer Einfall! Denn lange spaltet die Kirche ihren Gott sich in drei, wir ihr in sieben das Licht.

Xenien

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